Einmal dort, schafften wir es aber, uns weitestgehend nicht von den Nachrichten berieseln zu lassen.
Es wehte jedoch ganz gewaltig und das nicht nur an der Nordsee.
In einer nicht geahnten Geschwindigkeit verbreitete sich dieser Erreger um die ganze Welt.
Den Aufenthalt in Bremen, wo wir im Anschluss noch etwas unseren Hochzeitstag feierten, brachen wir vorzeitig ab.
Bis auf wenige Ausnahmen erschien die schöne Stadt nahezu gespenstig, weil wie leergefegt.
Auf der Heimfahrt vernahmen wir den Nachrichten im Radio, dass die Inseln dicht gemacht haben und ein Lockdown verhängt wird.
Freunde sendeten uns Fotos von leergefegten Regalen in den Supermärkten.
Ein seltsames Gefühl machte sich breit.
Wenige Tage später saß ich an der Nähmaschine und fertigte Nasen-und Mundschutz.
Langweilig, aber jammern nützt nichts. Stattdessen war ich froh, helfen zu können.
Das Wetter meinte es glücklicherweise gut mit uns.
Schon im April lockte die Sonne an vielen Tagen ins Freie. Wir gingen oft spazieren oder wandern, vorzugsweise in Gegenden, wo nicht viel Publikum unterwegs war.
Mit dem Lockdown fanden natürlich auch keine Nähkurse mehr statt und ein geplantes Nähtreffen musste ebenso ausfallen.
Ich freute mich über die Resonanz und die Beteiligten ebenso.
Alle genossen die Ablenkung und den Ansporn kreativ zu werden.
Das schöne Wetter hielt an. Um keinen Coronakoller und Sonnenstich zu bekommen, gingen wir auch weiterhin viel in die Natur und ich nähte mir für die Ausflüge einen Hut.
Bezüglich des Urlaubs hatten wir das ganze Jahr schon durchgeplant.
Aus heutiger Sicht hört sich das verrückt an.
So manche Reise fiel aus, aber eine besonders Schöne wurde uns in diesem merkwürdigem Jahr ermöglicht.
Sieben Tage vor der geplanten Abreise erhielten wir die Nachricht, dass anstelle wie bis dahin zwei nun drei Haushalte auf ein Hausboot dürfen.
Diese Reise war Balsam für die Seele.
Neben dem Nähen schöner Kleider und Accessoires werkelte ich viel im Garten und wir nahmen einige Arbeiten im Haus vor.
Die Sonne schien, als hätte sie uns trösten wollen.
Im Juli verbrachten wir ein paar schöne Tage am Rhein und an der Mosel.
Ausflüge in die Natur waren hier in der Gegend bis spät in den Herbst hinein noch möglich, zum Schloss Lichtenstein auf der Schwäbischen Alb zum Beispiel oder einfach mal um´s Eck.
Das Stuttgarter Landesmuseum öffnete am 24.10. seine Pforten und lud zur Ausstellung `Fashion?!´ein.
Zwei Tage später fand ich mich mittendrin.
ENDLICH mal wieder etwas Kultur.
Es ist eine großartige Ausstellung, welche hoffentlich bald wieder besucht werden darf.
Im Herbst durfte ich glaub nur drei Kursabende halten, dann hieß es wieder Geduld haben, Corona besiegen!
Also rief ich zu einer weiteren Nähchallenge auf Insta auf und lernte in dem Zuge noch einige sehr nette und inspirierende Menschen kennen.
Das Miteinander hat wieder viel Spaß gemacht und so ganz nebenbei ist ein Kleid aus einem Lederimitat entstanden.
Auf Weihnachten zu entstanden viele Geschenke, unter anderem Behältnisse und Kissenhüllen.
Weihnachtsmärkte fanden nicht statt, aber ich habe es mir nicht entgehen lassen, in aller Ruhe über den Ludwigsburger Marktplatz zu flanieren und meine geliebten Engel zu bewundern.
Während sich die einen auf Facebook nur darüber beschwerten, was die Dekoration bringen soll, wenn man keinen Glühwein schlürfen ´darf´, genossen es junge Menschen, Platz für ein Selfie unter diesen zu haben und die Kinder waren ohnehin außer Rand und Band.
Tja und dann stand Weihnachten an, anders als sonst...
Unsere Tochter freute sich jedoch sehr darauf, zum ersten Mal die Gastgeberin zu sein.
Also zuckelten wir gemütlich am ersten Feiertag die Autobahn Richtung Franken entlang und verbrachten anschließend schöne Stunden im Kreise unserer kleinen Familie.
Und nun ist das Jahr fast rum.
Wenn ich mir die Bilder des Jahres anschaue, werde ich ganz traurig, denn als hätte das Virus für viele nicht schon genug Unheil mit sich gebracht, hält es manche Menschen nicht davon ab, weiteres Unheil anzurichten.
Leider wird es das immer wieder geben.
Um so dankbarer bin ich für mich, meine Familie, lieben Freunde und wohlgesonnenen Bekannten, dieses Jahr gut überstanden zu haben.
Persönlich tat es mir sogar gut, mal einen Gang runterzuschalten.
Plötzlich hetzte ich nicht mehr von Termin zu Termin.
Stattdessen konnte ich mir mal Zeit für Dinge nehmen, welche ich bereits lange vor mich herschob.
Langeweile hatte ich keine, aber viele Glücksmomente.
Eine Freundin stellte mir ein `Coronapäckchen´vor der Tür, gefüllt mit lauter schönen Dingen, welche mir das Leben versüssen sollten.
Die vielen Wanderungen waren für mich als Naturliebhaber der pure Genuss.
Zu meinem Geburtstag überraschte mich eine eine Freundin, indem sie zwei Piccolo, Gläser und Schokolade vor die Haustüre stellte und ein Tänzchen zu Jerusalema aufführte.
Wir hatten so viel Spaß in dieser kurzen Zeit.
Zu dem erhielt ich in diesem Jahr unzählige nette Anrufe, Briefe und Karten.
Dieses aneinander denken tat so gut.
Verlieren wir also nicht die Hoffnung, den Mut, die Resilienz und halten weiter zusammen!
Der diesjährige Silvesterabend wird stiller werden, lachen ist aber weiterhin erlaubt und die Menschheit wird es überleben und mal darauf verzichten können, mit lautstarkem Gedöns das neue Jahr zu begrüßen.
Stattdessen werden wir uns zuprosten und und in Gedanken fragen:
Wie wird es werden?
Ich bleibe zuversichtlich und wünsche euch einen schönen Silvesterabend und einen guten Rutsch in das Jahr 2021.
Macht es euch nett und besinnt euch auf das, was wirklich zählt!
Herzliche Grüße von
Heike