Kürzlich war ich in der Gegend von Schwäbisch Hall unterwegs.
Schwäbisch Hall ist von einer wunderschönen Landschaft umgeben. Von dort ist es auch nicht mehr weit nach Künzelsau.
In Künzelsau befindet sich nicht nur der Hauptsitz der Mustang-Gruppe, sondern auch ein kleines, feines Museum, welches die Geschichte des ersten europäischen Jeansherstellers in multimedialer und interaktiver Form vermittelt.
Einmal vor Ort und interessiert an den Geschichten solcher Unternehmen ließ ich mir die Möglichkeit nicht entgehen, die Ausstellung zu besuchen.
Luise Herrmann war eine Frau der Tat und gründete 1932 als Reaktion auf das stagnierende Holzgeschäft ihres Mannes eine Kleiderfabrik.
Bei ihrer Schwester, die in der Nähe eine Berufskleiderfabrik führte, lernte Luise das Zuschneiden und das Nähen.
Mit nur sechs Näherinnen beginnt sie im ersten Stock ihres Wohnhauses mit der Produktion von Arbeitsbekleidung.
Alfred Sefranek, der zukünftige Schwiegersohn, tritt nach dem Krieg in das Unternehmen ein und auch der technisch sehr begabte Sohn Hermann unterstützt seine Mutter mit großer Begeisterung in der Produktion.
Hermann sieht seine Aufgabe im Aufbau eines eigenen Vertriebs für Berufsbekleidungsfachgeschäfte.
Um sich von seinen Konkurrenten abheben zu können, suchte er nach einem anderen Produkt, nach etwas völlig Neuem, etwas, was ihm Türen öffnen wird...
Eines Tages, es war 1948, erhielt er den Tipp, es einmal mit einer Arbeitshose der G.I.´s zu versuchen. Gemeint war eine Jeans, welche Bestandteil der Armeeausrüstung war.
Alfred Sefranek, geschäftstüchtig wie er war, tauschte mit einem Soldaten sechs Flaschen Hohenloher Getreidebrand gegen sechs US-Jeans.
Luise Hermann war empört. Sie fand die Jeans schrecklich.
Sie war regelrecht entsetzt, dass Alfred die heimische Näherei mit dieser ordinären ``Röhrleshose´´ retten wollte.
Als Alfred mit einem Großauftrag über 300 Jeans kam, ließ sie sich jedoch umstimmen.
Damit begann eine spannende und erfolgreiche Unternehmensentwicklung.
Im Jahre 2007 wurde anlässlich des 75. Firmenjubiläums in der Gründervilla das MUSTANG-Museum eröffnet.
Auf zwei Stockwerken der Villa erfährt man alles über die Anfänge der Näherei, Wissenswertes zu den Produktionsbedingungen und über die Produktpalette der Jeansmarke mit dem Mustang.
Das Markenzeichen der Jeans, verkörperte den American Way of Life und hat einen hohen Wiedererkennungswert.
Das habe ich auch gemacht und anschließend ewig lang die Farbrückstände von der Wanne geschrubbt. Hauptsache die Jeans saß gut.
Im museumseigenen Kino endet die Besichtigungstour. Dort darf man auf Jeanshockern Platz nehmen.
Die Geschichte dieses Unternehmens in der schönen Gründervilla zu erleben, empfand ich als ein besonderes Erlebnis.
An einem Wochentag um die Mittagszeit war ich als einzige Besucherin in dem Haus und konnte so alles absolut ungestört auf mich wirken lassen.
Im ersten Stock `hörte´ ich das Rattern der Maschinen und sah die fleißigen Frauen vor mir, wie sie Berge von Stoffteilen zusammen fügten.
Man kann zwar im Netz alles nachlesen, es vor Ort zu erleben, ist jedoch etwas ganz anderes, finde ich.
Ich freute mich, ein paar Bilder machen zu dürfen, was sonst verständlicherweise in einem Museum nicht gestattet ist.
Die Qualität dieser Bilder ist zwar nicht besonders, aber sie sollen auch nur etwas neugierig machen.
Vielleicht seid ihr mal in der Nähe, dann besucht Künzelsau und sein MUSTANG-Museum!
Habt ihr auch einen Museums-Tipp? Immer her damit!
Liebe Grüße von Heike